Lesetexte aus einem werdenden DaF-Lehrwerk

Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker

Der Krimi bleibt bis zur letzten Seite spannend, obwohl er im Spätherbst 1948 in einer biederen Provinz der Schweiz spielt, namentlich in Lamboing, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen (nicht immer wissend, ob sie’s deutsch oder französisch tun sollen). Zeit, Ort und Geschehnisse sind präzise dargestellt, wie es sich gehört, aber manchmal erhebt oder senkt sich der Text unverhofft in poetische, philosophische, allgemein gesellschaftskritische oder auch aktualpolitische Höhen oder Tiefen. Das kann durchaus Fragen aufwerfen…

Mich hat jedoch vor allem die Sprache Dürrenmatts in ihren Bann gezogen. Die Hauptfigur, ein gewisser Kommissär Bärlach von der Stadtpolizei Bern, findet z.B., dass Lamlingen schöner sei als Lamboing. Es geht dabei um dieselbe Ortschaft – zuerst deutsch, dann französisch. Man führt da den Wagen und öffnet die Türe, ladet einen ein und steckt die Zigarre (seltener die Zigarette) in Brand. Es heißt: „Du ließest mich verhaften” oder „Photokopien besitzest du nie”; man hat einen Zeigfinger, jemand frug den anderen oder schüttelte ihn wie einen Schulbuben. Ein anderer ist jahrelang im Schatten von jemandem gestanden. „Wie sie nun wieder aufschauten, bot sich einem ein verändertes Bild.”

Ist das nicht schön?

ORTHOGRAPHIE

1. Vorentlastung
   - Unser Text handelt von „Rechtschreibung”. Was fällt Ihnen dazu ein? (Wörter, Begriffe an der Tafel einfach festhalten.)
   - Ist Rechtschreibung ein positiver oder eher ein negativer Begriff? – Warum denn?
   
   
2. a/
   Text zweimal anhören (Teil 1), ohne ihn zu sehen.
   - Infos in Paaren oder Kleingruppen sammeln, denn die Aufgabe wird sein, Fragen zum Gehörten zu stellen.
   - Drei Minuten Vorbereitung auf die Fragerunde, indem die Paare oder Kleingruppen ihre Fragen schriftlich formulieren. (Die Lehrkraft geht im Raum umher und hilft den Kursteilnehmern/Schülern.)
   - Fragerunde: Die Fragen werden der Reihe nach gestellt. Wer sie richtig beantwortet, bekommt einen Punkt. Die Runde geht zu Ende, wenn es keine Fragen mehr gibt.
   
   b/
   Text zweimal anhören (Teil 2), ohne ihn zu sehen. (Weiter wie 2.a/)
   
   
3. - Text ansehen und die wichtigsten Behauptungen festhalten. (Schriftliche Hausaufgabe: Den Text in drei Sätzen zusammenfassen.)
   - Ist es richtig, was im Text steht, dass die Rechtschreibung in unserem täglichen Sprachgebrauch nicht sehr wichtig sei? – Warum denn oder warum denn nicht?
   
   
4. Weiterführende Aufgaben
   - Projektarbeit: „Frankfurt schreibt” der Gruppe mit konkreten Beispielen und auch mit einem kleinen Gruppenwettbewerb vorstellen. Auch über Konzept, Trainingsmöglichkeiten, Austragungsorte und Presse sprechen.
   - Was bedeutet die Devise Konrad Dudens: „Schreib, wie du sprichst.”? Was wollte er erreichen? (Ihm schwebte das gute Beispiel der italienischen und das schlechte der englischen – und auch deutschen – Rechtschreibung vor.) Was wollte Jacob Grimm, und wie reagierte Bismarck auf Dudens Bestrebungen?
   
   
5. Was bedeutet der letzte Satz des Textes? (Wie ist die deutsche Rechtschreibung heute?)

Substantive mit der Endung „-er” bedeuten für die DaF-Lerner in der Regel kein Problem, denn ihnen liegt ein Verb zugrunde, und die Pluralbildung ist ebenfalls einfach. Es geht also nach diesem Schema:
bohren =˃ der Bohrer,-;  singen =˃ der Sänger,-.
Ich habe eine Liste mit 170 er-Substantiven erstellt, die entweder nicht in diese Kathegorie gehören oder mir einfach nur gefallen haben.

Hier: die LISTE.

In den letzten Monaten habe ich zu diesen Wörtern zusammenhängende, inhaltlich sortierte Apps veröffentlicht, die nun zusammengefasst jedes DaF-verbundene Herz schneller schlagen lassen können. Viel Spaß und Erfolg beim Lehren und Lernen!

Vogelarten: http://learningapps.org/display?v=pdu96rai301 (Memory)
Tiere: http://learningapps.org/display?v=prvprvyj301 (Memory)
Tiere: http://learningapps.org/display?v=pntqmzzpt01 (Kreuzworträtsel)
Pflanzen: http://learningapps.org/display?v=pr1rqwy8c01 (Memory)
Pflanzen, Vogelarten: http://learningapps.org/display?v=p3ousg6ma01 (Kreuzworträtsel)
Vögel, Tiere, Pflanzen: http://learningapps.org/display?v=p9z3o473201 (Zuordnungen: der/die/das)
Vögel, Tiere, Pflanzen, Jahreszeiten, Wetter: http://learningapps.org/display?v=pdmnuir4j01 (Zuordnungen: der/die/das)

* * *

Küche: http://learningapps.org/display?v=p353tf2it01 (Kreuzworträtsel)
Küche: http://learningapps.org/display?v=panmhy0jt01 (Memory)
Flüsse: http://learningapps.org/display?v=pygyjbt7301 (Kreuzworträtsel)
Körperteile: http://learningapps.org/display?v=p9cragqjj01 (Kreuzworträtsel)
Körperteile: http://learningapps.org/1575924 (Memory)
Materialien-1: http://learningapps.org/display?v=pnrmw5hp201 (Kreuzworträtsel)
Materialien-2: http://learningapps.org/display?v=pvpp21sut01 (Kreuzworträtsel)
Küche, Flüsse, Körperteile, Materialien: http://learningapps.org/display?v=paeeri7p501 (Zuordnungen)
Küche, Flüsse, Körperteile, Materialien: http://learningapps.org/display?v=popsjvco501 (Zuordnungen: der/die/das)

* * *

Gebäude: http://learningapps.org/display?v=p65awm66j01 (Kreuzworträtsel)
Negatives-1: http://learningapps.org/display?v=pqk1xgv4j01 (Kreuzworträtsel)
Negatives-2: http://learningapps.org/display?v=pemecwqtk01 (Kreuzworträtsel)
Negatives-1: http://learningapps.org/display?v=p1jkaak5a01 (Memory)
Negatives-2: http://learningapps.org/display?v=p9ieaafx301 (Memory)
Gebäude, Negatives-1/-2: http://learningapps.org/display?v=pseuy06fa01 (Zuordnungen: der/die/das)

* * *

Homonyme-1: http://learningapps.org/display?v=prxvafi0a01 (Gitterzuordnungen)
Homonyme-1: http://learningapps.org/display?v=pii5jkub201 (Memory)
Homonyme-2: http://learningapps.org/display?v=p1u0vhk9t01 (Gitterzuordnungen)
Homonyme-2: http://learningapps.org/display?v=p7srvav0301 (Memory)
Homonyme-1/-2: http://learningapps.org/display?v=p401i5rnn01 (Kreuzworträtsel)
Homonyme-1/-2: http://learningapps.org/display?v=p3ywh619301 (Zuordnungen: der/die/das)

* * *

Wasser: http://learningapps.org/display?v=piwurd2r201 (Memory)
Wasser: http://learningapps.org/display?v=psthwseta01 (Kreuzworträtsel)
Wasser: http://learningapps.org/display?v=pwr6r9t3j01 (Zuordnungen: der/die/das)

Landwirtschaft: http://learningapps.org/display?v=p34moy1wn01 (Gitterzuordnungen)
Landwirtschaft: http://learningapps.org/display?v=pted1z1gt01 (Memory)
Landwirtschaft: http://learningapps.org/display?v=pt3ffr23a01 (Kreuzworträtsel)
Landwirtschaft: http://learningapps.org/display?v=p1yth2kpj01 (Zuordnungen: der/die/das)

* * *

Paare: http://learningapps.org/display?v=pcf55uke101 (Zuordnungen-Pins)
Paare-1: http://learningapps.org/display?v=phquyz6aj01 (Kreuzworträtsel)
Paare-2: http://learningapps.org/display?v=pwy3dsuy501 (Kreuzworträtsel)
Paare: http://learningapps.org/display?v=pz631ej4j01 (Zuordnungen: der/die/das)

Allerlei-1: http://learningapps.org/display?v=psi7girm101 (Gitterzuordnungen)
Allerlei-1: http://learningapps.org/display?v=ppthbv5k201 (Memory)
Allerlei-1: http://learningapps.org/display?v=prghym28501 (Kreuzworträtsel)
Allerlei-2: http://learningapps.org/display?v=pngpch8hj01 (Gitterzuordnungen)
Allerlei-2: http://learningapps.org/display?v=p8vg0tf4201 (Memory)
Allerlei-2: http://learningapps.org/display?v=przn9v95n01 (Kreuzworträtsel)
Allerlei: http://learningapps.org/display?v=panxnqmb101 (Zuordnungen: der/die/das)

Ab September ändert sich die Rechtschreibung in Ungarn – ein wenig. Die alten Regeln sind noch ein Jahr gültig.

Die erste einheitliche Regelung der ungarischen Rechtschreibung erschien 1832; sie wurde seitdem elfmal modernisiert, aktualisiert und neu verlegt. Die letzte Version entstand 1984; an der zwölften Ausgabe, die im September herauskommt, hat die entsprechende sprachliche Abteilung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften zwölf Jahre lang gearbeitet.

* * *

„Frankfurt schreibt” kenne ich von F., die selbst an diesem Rechtschreibwettbewerb regelmäßig teilnimmt, nachdem sie sich darauf gründlich vorbereitet hat. Auf dieser Webseite kann man sich alles ansehen, was damit zusammenhängt (Konzept, Trainingsmöglichkeiten, Austragungsorte und Presse): http://www.dergrossediktatwettbewerb.de/idee.html.
Ich möchte auf die glänzende Idee aufmerksam machen, dass es dabei drei Kategorien gibt – jeweils eine für Schüler, Eltern und Lehrer.
Die Diktattexte werden nach dem Duden korrigiert.

* * *

Um Missverständnissen vorzubeugen, muss ich erwähnen, dass die Rechtschreibung im täglichen Sprachgebrauch so gut wie keine Rolle spielt, denn sie kann die Verständigung gar nicht oder nur sehr bedingt beeinträchtigen. Man versteht „ferstendigung” oder „beeintrechtigen” ebenso.

Wie dem auch sei, sie (die Rechtschreibung) ist heute Teil unserer Kultur.

* * *

Als Konrad Duden sein Amt am Schleizer Gymnasium in Thüringen antrat, gab es da nicht einmal eine einheitliche Schulorthographie. Wie an vielen Schulen praktizierte auch hier jeder Lehrer seine eigene Rechtschreibung und vermittelte sie an die Schüler. Diesen chaotischen Zuständen wollte der neue Direktor energisch entgegenwirken, indem er Regeln und Erläuterungen der Rechtschreibung in einer Abhandlung für den Jahresbericht seiner Schule (1870-1871) veröffentlichte. Die Arbeit fand auch in Fachkreisen Anerkennung; dies beflügelte den Autor, das Werk zu vervollständigen und es zu einem kleinen Buch für die breite Öffentlichkeit werden zu lassen, das heute als „Schleizer Duden” bekannt ist. Der 1872 in Leipzig erschienene Band „Die deutsche Rechtschreibung” trug den Untertitel: „Abhandlung, Regeln und Wörterverzeichniß mit etymologischen Angaben. Für die oberen Klassen höherer Lehranstalten und zur Selbstbelehrung für Gebildete.”

Schreib, wie du sprichst – das war Dudens Devise und verfolgte zweierlei: Vereinheitlichung (gleiche Schreibung im ganzen deutschen Sprachraum) und Vereinfachung (leichtere und eindeutigere Handhabung der Rechtschreibregeln). Es war ein langer, holpriger Weg, bis das erste Ziel (gegen den Widerstand hochkalibriger Gegner wie Jacob Grimm und seiner romantischen Kollegen einerseits und der Erzkonservativen wie Otto von Bismarck andererseits) 1901 erreicht werden konnte. (Heute haben wir ja unseren Duden als Orientierung.) Zur Verwirklichung des zweiten Ziels kam es allerdings nie.

Konrad Duden runzelt die Stirn.

1. Die Schüler sitzen/stehen im Kreis und sagen je einen Satz über das Foto, ohne lange nachzudenken. 
   
   
   
   
2. Häufigkeitsliste ansehen und die Bedeutung von unbekannten Wörtern klären.
   
   
3. Text ansehen und anhören.
   
   
4. Die Schüler sitzen/stehen im Kreis oder gehen im Raum frei umher und stellen Fragen zum Text, ohne lange nachzudenken. Man kann einander einen Ball zuwerfen, um auszumachen, wer die nächste Frage stellen und beantworten soll.
   
   
5. Aussprache in Paaren üben, indem man den Text mehrmals vorliest, seine eigene Aussprache mit der von Marlene oder Hans vergleicht: http://www.ivona.com/en/ und die Schwierigkeiten bespricht.
   
   
6. Den Text kurz (z.B. in drei Sätzen) zusammenfassen. (Das kann auch als Einzel- oder Gruppenarbeit stattfinden oder aber als schriftliche Hausaufgabe durchgeführt werden.)
   
   
7. Ein Bild mit persönlichem Inhalt ähnlich beschreiben. (Wirklich schriftlich als Hausaufgabe.) Bild und Text mit in die Stunde bringen. Das Bild an die Wand projizieren oder der Gruppe mit einer anderen Technik vorstellen und die Teilnehmer über das Foto sprechen lassen.
   Die eigene schriftliche Variante der Gruppe präsentieren. (Das Fingerspitzengefühl der Lehrkraft entscheidet dabei, ob der Text vorher korrigiert werden soll.)
   
   
8. Weiterführend:
   Das Lied von Comedian Harmonists: „Wochenend und Sonnenschein” im Internet recherchieren. 
   
   
   

1. Vorentlastung:
   Dokument „Wortfrequenz” an die Wand projizieren oder sich auf eine andere Art und Weise ansehen.
   - Wovon wird wohl der Text handeln?
   - Was bedeuten diese Wörter?
     sich anmelden, Jahrgang, mitreißen, gerührt sein, Sprössling, regierungsnah, Minderheit,
     öffentlich-rechtlich (Definitionen in unterschiedlichen erklärenden Wörterbüchern)
   
   
2. Text anhören (Teil 1, Teil 2) und ansehen. (Aussprache dann nach Punkt 3 mit http://www.ivona.com/en/ – vielleicht als Hausaufgabe in Einzelarbeit – üben und das Resultat der Gruppe zeigen. Auch darüber diskutieren, wo die Probleme bei der Aussprache sind. Bei internationalen Gruppen kann es besonders lehrreich sein.)
   
   
3. Wie sieht diese Fernsehsendung aus?
   - Wer sind Schüler, Klassenlehrer und Direktor der Schule?
   - Wann wird sie ausgestrahlt?
   - Gibt es Bedenken in Bezug auf die Sendung? Welche denn?
   - Wie ist der Ausklang des Textes? (Bitte konkrete Beweise aus dem Text dafür.)
   
   
4. Gibt es in Ihrem Land eine ähnliche Fernsehsendung für kleine (oder große) Talente? Diskutieren Sie bitte in der Gruppe darüber. (Argumentieren Sie für und wider solche Sendungen. Die Argumente an der Tafel festhalten.)
   (Siehe noch:
   http://lesetexte-aus-einem-werdenden-daf lehrwerk.blog.hu/2015/05/28/lehrerhandreichungen_zu_musik_21_nov )
   
   
5. Schreiben Sie bitte einen Erlebnisbericht darüber  – Strukturen, Ausdrücke, stilistische Mittel dienen ja Ihnen im Ausgangstext als Beispiel.
   
   
   

Es ist ein Sonntag. Man steht früh, sehr früh, auf, zieht sich den Trainingsanzug an, lässt die Familie zu Hause (in Ruhe weiterschlafen), setzt sich ins Auto und fährt los. Auf den Straßen der Großstadt so gut wie niemand, also ist man schnell am Ziel. Die Sonne scheint, der dunkellila Flieder duftet betörend und winkt einem kopfschüttelnd zu, als man die bekannte, schweißdominierte, luftlose Turnhalle betritt, um am Tischtennisturnier teilzunehmen. Es treten Mannschaften von je zwei Personen an, tragen jeweils zwei Einzel und ein Doppel aus…

Das Foto entstand fünf Stunden und unheimlich viele Spiele später. Stefan und ich (ohne einander vorher gesehen, geschweige denn miteinander gespielt zu haben) wurden Zweite. Super! Dazu kommt noch, dass ich das Mädchen neben mir, das wesentlich besser spielt als ich, im Einzel besiegen konnte…

Hallo, Flieder, bin wieder da!

(Bildquelle: https://www.facebook.com/pingponghaz/photos/pb.237060346458635.-2207520000.1431680583./478222009009133/?type=1&theater )

In diese Schulklasse kann man sich anmelden, man singt vor und die Jury entscheidet, ob man aufgenommen wird. – Es ist schon der dritte Jahrgang. Es ist eine Fernsehsendung für Kinder, die hervorragend singen können. Ausgestrahlt wird sie jeden Sonntagabend im Frühling und im Frühsommer – bis zum Schuljahresende. Sie reißt einen einfach mit. Ich kann nichts dafür, aber auch nichts dagegen.

Die Jury: Vier Klassenlehrer, zwei Sängerinnen und zwei Sänger – es gibt auch eine Direktorin, eigentlich eine bekannte Showmasterin. Aufgenommen werden in jede Klasse vier kleine Talente, deren Lebensumstände auch in kurzen Videos angedeutet werden. Das ist erst der Anfang. In den nächsten Sendungen wird gezeigt, wie sich die Kinder mit den Lehrern auf die Fernsehprogramme vorbereiten, die Lieder einstudieren, wie sie unmittelbar vor dem Auftritt die Familienmitglieder umarmen, und schließlich wie die Songs gelingen. Sie werden von den Lehrern mündlich bewertet und zensiert. Es wirken auch andere Lehrkräfte (Sänger, natürlich) mit, die mitzensieren, damit der Klassenbeste ausgemacht wird, der mit seinem Lehrer ein Duett vortragen darf.

Ich bin gerührt. Talent ist eben Talent.

Gerührt, obwohl man in den Augen einiger Kinder Angst sieht – selbst bei diesen sehr Begabten. Oft ein Zeichen dafür, dass es vor allem der Wunsch der Eltern ist, den Sprössling den eigenen unverwirklichten Traum einer Karriere erfüllen zu lassen.

Gerührt, obwohl ich weiß, dass dieser Sender von regierungsnahen Unternehmern aufgekauft und als Gegenpart zum privaten RTL genutzt wird. Die Transaktion ist Teil einer großangelegten, noch stärker zentralisierten Medienumgestaltung.

Gerührt, obwohl ein großer Anteil der Kinder aus Zigeunerfamilien kommt. Diese  Minderheit wird in Ungarn sowohl in den „öffentlich-rechtlichen” (regierungstreuen) Medien als auch in den Gemeinden ghettoisiert, als gebürtige Verbrecher hingestellt; ihr wird jegliche Chance eines menschenwürdigen Lebens genommen… (Siehe noch
http://lesetexte-aus-einem-werdenden-daf-lehrwerk.blog.hu/2015/01/20/lehrerhandreichungen_zu_jahreswechsel und: http://lesetexte-aus-einem-werdenden-daf-lehrwerk.blog.hu/2015/01/14/jahreswechsel )

Ich bin gerührt. Aber nur während der Sendung.

Über el-Substantive ohne Anspruch auf Vollständigkeit

Substantive mit der Endung –el sind schwer zu erlernen, denn sie können maskulin, feminin oder neutral sein. Eine Zeitlang haben ein Kollege und ich solche Nomen gesammelt, 420 in die Liste genommen, die folgendes Ergebnis liefert:

der: 230,
die: 120,
das: 70.

Die el-Substantive, die maskulin sind, bekommen im Plural meistens eine Null-Endung, z.B. der Gürtel,- (Ausnahmen, die im Plural auch eine Endung -n bekommen: der Pantoffel,-n; der Muskel,-n.)

Die el-Substantive, die feminin sind, bekommen im Plural die Endung: -n, z.B. die Gabel,-n.

Die el-Substantive, die neutral sind, bekommen im Plural meistens eine Null-Endung, z.B. das Ferkel,-.

Die aus dem Latein oder einer neulatenischen Sprache stammenden el-Substantive sind meistens feminin und haben im Plural die Endung -n. Hier einige: 
Ampel, Epistel, Fabel, Fackel, Floskel, Formel, Gondel, Gurgel, Insel, Kanzel, Kapsel, Kartoffel, Klausel, Klientel, Kuppel, Kurbel, Mandel, Muschel, Orgel, Parabel, Regel, Schachtel, Schüssel, Semmel, Sichel, Tafel, Zwiebel.

Die el-Substantive, die einen Bruchteil des Ganzen ausdrücken, sind immer neutral und haben im Plural eine Null-Endung: das Drittel,-; das Viertel,-; das Hundertstel,-.

Im Dschungel des Deutschen verirrt man sich leicht; im Dativ fällt einem natürlich nicht auf, dass dieses Wort mit dem Artikel der oder auch das stehen kann. Das ist gar nichts gegen TRIANGEL. Im Buch von Bastian Sick „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod” liest man, dass es mit allen drei Artikeln verwendet werden kann. Hut ab vor dieser Leisung!

Zu der Häufigkeit der el-Substantive steht gleich nach der Wortart immer ein Hinweis im (online) Duden:
http://www.duden.de/rechtschreibung/Lackel
http://www.duden.de/rechtschreibung/Gabel
http://www.duden.de/rechtschreibung/Loeffel
http://www.duden.de/rechtschreibung/Dschungel
http://www.duden.de/rechtschreibung/Onkel_Verwandter_Erwachsener
http://www.duden.de/rechtschreibung/Apfel
http://www.duden.de/rechtschreibung/Titel  
http://www.duden.de/rechtschreibung/Hotel
http://www.duden.de/rechtschreibung/ich
http://www.duden.de/rechtschreibung/machen

Demnach sollen Lackel selten, Gabel und Löffel nicht oft, Dschungel, Onkel und Apfel etwa gleich oft (doch öfter als Gabel und Löffel) vorkommen, Titel und Hotel noch öfter; aber von diesen el-Substantiven hat es keines in die häufigste Kategorie geschafft. Dahin kommen meistens wohl nur Pronomen oder Verben wie ich und machen.

(Ich frage mich nur, wieso denn – wohl in der Alltagssprache – Titel und Hotel öfter vorkommen als Onkel oder Apfel und wesentlich öfter als Löffel und Gabel? Wer die Lösung weiß, möge mich bitte darüber aufklären.)

Immer noch im Duden online weiter unten unter der Rubrik „Wussten Sie schon?” ist zu lesen, dass das Wort „zum Wortschatz des Zertifikats Deutsch” gehört. 

* * *

Hier die Links zu den Übungen und Texten, die ich in den letzten Wochen zu den el-Substantiven gemacht habe.

Zuordnung: der, die, das:
http://learningapps.org/display?v=hsrir2zk (el-1)
http://learningapps.org/display?v=38axsy72 (el-2)
http://learningapps.org/display?v=pwsdqd04a01 (el-3)
http://learningapps.org/display?v=p2kaqk69201 (el-4)
http://learningapps.org/display?v=pibnxdhqt01 (el-5)
http://learningapps.org/display?v=pyvy2k9i301 (el-6)
http://learningapps.org/display?v=pnwoep6nn01 (el-7)
http://learningapps.org/display?v=pikidu8ta01 (el-8)
http://learningapps.org/display?v=pv6re0w3j01 (el-9)
http://learningapps.org/display?v=pe8nhfean01 (el-10)

Memory (Bilder und Wörter zuordnen – ein Spiel)
http://learningapps.org/display?v=pd0def73j01 (el-1)
http://learningapps.org/display?v=ptzn336ka01 (el-2)
http://learningapps.org/display?v=p9x8km6vn01 (Körperteile)
http://learningapps.org/display?v=pqo2s5tia01 (Tiere)
http://learningapps.org/display?v=p9hszk1f201 (Sachen in der Küche)
http://learningapps.org/display?v=poiak83q201 (Pflanzen)

Kreuzworträtsel:
http://learningapps.org/display?v=pgfcmvhyj01 (Religion)
http://learningapps.org/display?v=pd2hawj0501 (1)
http://learningapps.org/display?v=pgdx4qg6501 (2)
http://learningapps.org/display?v=pzegcf6m301 (3)

Wortliste zu den Kreuzworträtseln:
http://learningapps.org/display?v=ppjfw6bo201

Lückentext (Hörverstehen): „Vor Ostern”:
http://learningapps.org/display?v=p9rsjmcfn01

Lesetext „Tag der ungarischen Dichtung”:
http://lesetexte-aus-einem-werdenden-daf-lehrwerk.blog.hu/2015/04/12/tag_der_ungarischen_dichtung

Einige Ausdrücke und Wendungen mit el-Substantiven:
http://lesetexte-aus-einem-werdenden-daf-lehrwerk.blog.hu/2015/04/17/ausdrucke_redewendungen_mit_el-substantiven

Und damit nehme ich von diesem Thema Abschied.

Für Fortgeschrittene (etwa B1 und aufwärts)

Einem Leithammel folgen andere willig und gedankenlos. So etwas soll in der Geschichte der Menschheit schon des Öfteren vorgekommen sein. 

(r Leithammel,-)

Zu Ostern las ich die Erzählung aus Boccaccios Dekameron wieder, in der die bekannte Ringparabel vorkommt. Die Frage nach der richtigen Religion ist aktueller denn je.
(http://gutenberg.spiegel.de/buch/dekamerone-oder-die-100-erzahlungen-8381/4 ) 
(e Ringparabel; e Parabel,-n)

Wie von der Tarantel gestochen ist jemand, der eine überraschende und äußerst heftige Reaktion auf etwas zeigt.
(e Tarantel,-n)

Wer den Löffel abgibt, gibt weder das Messer noch die Gabel ab, sondern geht über den Jordan oder die Wupper. Er segnet das Zeitliche, also er stirbt. Die Formulierung gilt auf jeden Fall als ziemlich umgangssprachlich!
(r Löffel,-; e Gabel,-n)

„Die Blechtommel” ist der weltberühmte Roman(erstling) des jetzt verstorbenen Autors Günter Grass. Ein großartiges Werk. Der nach dieser Grundlage gedrehte Film von Volker Schlöndorff aus dem Jahre 1979 bedeutete mir eine Art Befreiung. Er handelte von der Möglichkeit des freien Redens über die Vergangenheit. Wir lebten ja in Ungarn doch noch im verwirklichten Sozialismus…
(e Blechtrommel,-n)

Im Artikel einer Zeitung stand als Titel: „Formel 1 – Schumacher hat Mercedes den Stempel aufgedrückt”. Damit wollte man ausdrücken, dass der an einem Skiunfall schwer verunglückte siebenfache Weltmeister großen Anteil am Erfolg von Mercedes hatte und er nun im Rennstall der Silberpfeile schmerzlich vermisst wird. – Ich wünsche ihm gute Genesung!
(r Artikel,-;  r Titel,-;  e Formel,-n; r Stempel,-)

Der Spruch „Der Zweck heiligt die Mittel” soll von Macciavelli stammen und bedeutet, dass einem nach der Erlangung politischer Macht jedes Mittel – unabhängig von Recht und Moral – erlaubt ist sie zu behalten. Diktatoren machen davon reichlich Gebrauch, bis man sie vom Sockel gestoßen hat. Das dauert aber leider oft viel zu lange.
(s Mittel,-; r Sockel,-)

Der Zauberwürfel (http://de.wikipedia.org/wiki/Zauberw%C3%BCrfel ) von Ernő Rubik ist ein echtes Hungarikum, auf das man mit Recht stolz sein kann. (Der Rubik auf jeden Fall.) Aber Ironie beiseite! Ich habe dieses einfallsreiche Kinderspiel in der Liste auf der entsprechenden Webseite der ungarischen Regierung nicht gefunden (http://hungarikum.kormany.hu/hungarikumok-gyujtemenye )...
(r Zauberwürfel,-)

„Das schreit zum Himmel” – stöhnt man, wenn man etwas sehr Anstößiges sieht oder hört. So etwas wie den Fall von Uli Hoeneß, als das lange Zeit wie ein  Moralapostel im öffentichen Leben sich bewegende Bayern-Idol eingestehen musste, dem Spielsucht verfallen zu sein und deswegen Steuergelder hinterzogen zu haben. - Ach, wir sind doch alle nur Menschen und begehen Fehler. Liebe Uli-Fans, keine Bange, er ist schon wieder auf halbfreiem Fuß…
(r Himmel,-; r Moralapostel,-)

Ein Teufelsbraten ist jemand, der etwas Tollkühnes macht – und kein „richtiger” Teufel. Filets eines Seeteufels jedoch, dieses wertvollen Speisefisches z.B. aus dem Mittelmeer, können durchaus gebraten werden und sollen köstlich schmecken.
(r Teufel,-; r Seeteufel,-)

„Was ist Schimmel”, fragt der kleine Sohn den Vater.
„Ein weißes Pferd”, antwortet er.
„Was sucht dann ein weißes Pferd auf meinem Brot?”
(r Schimmel,-)