Ab September ändert sich die Rechtschreibung in Ungarn – ein wenig. Die alten Regeln sind noch ein Jahr gültig.
Die erste einheitliche Regelung der ungarischen Rechtschreibung erschien 1832; sie wurde seitdem elfmal modernisiert, aktualisiert und neu verlegt. Die letzte Version entstand 1984; an der zwölften Ausgabe, die im September herauskommt, hat die entsprechende sprachliche Abteilung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften zwölf Jahre lang gearbeitet.
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„Frankfurt schreibt” kenne ich von F., die selbst an diesem Rechtschreibwettbewerb regelmäßig teilnimmt, nachdem sie sich darauf gründlich vorbereitet hat. Auf dieser Webseite kann man sich alles ansehen, was damit zusammenhängt (Konzept, Trainingsmöglichkeiten, Austragungsorte und Presse): http://www.dergrossediktatwettbewerb.de/idee.html.
Ich möchte auf die glänzende Idee aufmerksam machen, dass es dabei drei Kategorien gibt – jeweils eine für Schüler, Eltern und Lehrer.
Die Diktattexte werden nach dem Duden korrigiert.
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Um Missverständnissen vorzubeugen, muss ich erwähnen, dass die Rechtschreibung im täglichen Sprachgebrauch so gut wie keine Rolle spielt, denn sie kann die Verständigung gar nicht oder nur sehr bedingt beeinträchtigen. Man versteht „ferstendigung” oder „beeintrechtigen” ebenso.
Wie dem auch sei, sie (die Rechtschreibung) ist heute Teil unserer Kultur.
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Als Konrad Duden sein Amt am Schleizer Gymnasium in Thüringen antrat, gab es da nicht einmal eine einheitliche Schulorthographie. Wie an vielen Schulen praktizierte auch hier jeder Lehrer seine eigene Rechtschreibung und vermittelte sie an die Schüler. Diesen chaotischen Zuständen wollte der neue Direktor energisch entgegenwirken, indem er Regeln und Erläuterungen der Rechtschreibung in einer Abhandlung für den Jahresbericht seiner Schule (1870-1871) veröffentlichte. Die Arbeit fand auch in Fachkreisen Anerkennung; dies beflügelte den Autor, das Werk zu vervollständigen und es zu einem kleinen Buch für die breite Öffentlichkeit werden zu lassen, das heute als „Schleizer Duden” bekannt ist. Der 1872 in Leipzig erschienene Band „Die deutsche Rechtschreibung” trug den Untertitel: „Abhandlung, Regeln und Wörterverzeichniß mit etymologischen Angaben. Für die oberen Klassen höherer Lehranstalten und zur Selbstbelehrung für Gebildete.”
Schreib, wie du sprichst – das war Dudens Devise und verfolgte zweierlei: Vereinheitlichung (gleiche Schreibung im ganzen deutschen Sprachraum) und Vereinfachung (leichtere und eindeutigere Handhabung der Rechtschreibregeln). Es war ein langer, holpriger Weg, bis das erste Ziel (gegen den Widerstand hochkalibriger Gegner wie Jacob Grimm und seiner romantischen Kollegen einerseits und der Erzkonservativen wie Otto von Bismarck andererseits) 1901 erreicht werden konnte. (Heute haben wir ja unseren Duden als Orientierung.) Zur Verwirklichung des zweiten Ziels kam es allerdings nie.
Konrad Duden runzelt die Stirn.