Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker
Der Krimi bleibt bis zur letzten Seite spannend, obwohl er im Spätherbst 1948 in einer biederen Provinz der Schweiz spielt, namentlich in Lamboing, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen (nicht immer wissend, ob sie’s deutsch oder französisch tun sollen). Zeit, Ort und Geschehnisse sind präzise dargestellt, wie es sich gehört, aber manchmal erhebt oder senkt sich der Text unverhofft in poetische, philosophische, allgemein gesellschaftskritische oder auch aktualpolitische Höhen oder Tiefen. Das kann durchaus Fragen aufwerfen…
Mich hat jedoch vor allem die Sprache Dürrenmatts in ihren Bann gezogen. Die Hauptfigur, ein gewisser Kommissär Bärlach von der Stadtpolizei Bern, findet z.B., dass Lamlingen schöner sei als Lamboing. Es geht dabei um dieselbe Ortschaft – zuerst deutsch, dann französisch. Man führt da den Wagen und öffnet die Türe, ladet einen ein und steckt die Zigarre (seltener die Zigarette) in Brand. Es heißt: „Du ließest mich verhaften” oder „Photokopien besitzest du nie”; man hat einen Zeigfinger, jemand frug den anderen oder schüttelte ihn wie einen Schulbuben. Ein anderer ist jahrelang im Schatten von jemandem gestanden. „Wie sie nun wieder aufschauten, bot sich einem ein verändertes Bild.”
Ist das nicht schön?