Die bis heute populärste ungarische Operette ist „Die Csárdásfürstin”. Wie sehr man sie hierzulande mag, zeigt sich daran, dass zu ihrem hundertjährigen Jubiläum im Jahre 2016 eine Galavorstellung im Operettentheater von Budapest gegeben wurde, an der sogar die politische Elite Ungarns teilnahm - wohl um zu demonstrieren, dass die Operette im Allgemeinen und diese im Besonderen als eine Art Hungarikum gilt. Dabei wurde „Die Csárdásfürstin” gar nicht in Budapest und auch nicht auf Ungarisch uraufgeführt, sondern in Wien und auf Deutsch.
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Kritik
Auf der Bühne des Johann-Strauss-Theaters wurde gestern eine durch und durch geschmacklose Unterstellung präsentiert, dass nämlich Offiziere unserer heldenhaften Armee und prominente Mitglieder des Hochadels sich ins Milieu eines Varietés begeben und dort mit Tingeltangelmädchen anbändeln würden, bis hin zu einer Eheschließung! Dies kann ein vernünftiger Mensch nur mit Kopfschütteln quittieren und sich die Unverschämtheit ein für alle Mal verbitten! So etwas kommt in unseren vornehmen Kreisen grundsätzlich nicht vor!
Ich wundere mich übrigens, wie denn der sonst durch ausgezeichnete Musik bekannte Komponist zu diesem lächerlichen Flickwerk seinen Namen hat hergeben können.
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Kritik
In Wien amüsiert man sich in diesen Tagen über eine doofe Operette, in der wir Ungarn der Lächerlichkeit preisgegeben werden, obwohl gerade die Österreicher die Pflicht hätten, alles über uns zu wissen! In dieser großen Zeit, wo unser heldenhaftes Volk endlich in der ganzen Welt Anerkennung findet, warum beteiligt sich denn ein Komponist aus Ungarn mit seiner Musik an dieser Geschmacklosigkeit?
(Bildquelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ed/Kalman_Imre.jpg )