Eine Bildbeschreibung (Anfang 2004 - Budapest)
- Bei einer Bildbeschreibung besteht die Gefahr, dass man bestimmte historische Begebenheiten außer Acht lässt und deshalb den Inhalt nicht versteht, die Sprache also ohne Bedeutung wie eine leere Hülse verwendet. (Es wäre schade um die Sprache als solche!)
- Am 6. April 2014 werden in Ungarn Parlamentswahlen gehalten. Das inkriminierte Plakat und zahllose ähnliche schossen Mitte Februar wie giftige Pilze aus dem Boden. Sie müssen als Teil des Wahlkampfes betrachtet werden, obwohl sie etwa einen Monat vor dessen offiziellem Start im ganzen Land (nicht nur in Budapest) erschienen. Wieso denn? Die Frage bleibt bis zum Ende – oder auch darüber hinaus – spannend, vielleicht auch unbeantwortet. Die Plakatkampagne wurde nämlich von einer Fidesz-nahen (eigentlich –nächsten) Zivilgruppierung gestartet, der jederzeit erlaubt ist, eine Demonstration für die Regierung zu veranstalten.
Das Geld dafür soll aus Gaben von Privatpersonen stammen…
- Auf dem Bild werden sozialistische Politiker der jetzigen Opposition (der Regierungsmehrheit gebenden Partei der vorherigen beiden Legislaturperioden) wie Verbrecher hingestellt. In der Mitte immer das Hauptübel, der einstige Premier, über dessen Ruhm und Tadel sich die Geister scheiden. Der Clown umarmt nur ihn! Kein Wunder – er ist die einzige charismatische Persönlichkeit mit all seinen Ecken und Kanten, die es mit dem populistisch-nationalistischen, selbstverherrlichenden Führer der Fidesz-Partei aufnehmen konnte und ihn nach einem erfolgreichen Fernsehduell bei den Wahlen 2006 besiegte. Das schmerzt wohl heute noch.
- Der lächelnde Professor Clown begrüße seine verkleideten Kollegen, die von ihm jeden Tag Lektionen erteilt bekämen. Man könne sagen, dass sie sich als gute Schüler erwiesen hätten; Clownerie würden sie so exzellent beherrschen, dass sie deshalb 2010 abgewählt worden seien – so einer der Gründer dieser ehrwürdigen Gruppierung. (Wenn sie sich so lächerlich gemacht haben, warum werden sie jetzt so niedergemacht?)
- „Sie verdienen keine Chance mehr.” – Auch der Clown?
- „Gewaltenteilung ist die Verteilung der Staatsgewalt auf mehrere Staatsorgane zum Zweck der Machtbegrenzung und der Sicherung von Freiheit und Gleichheit.” (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gewaltenteilung)
Am 6. April 2014 entscheiden wir darüber, ob der Abbau der demokratischen Gewaltenteilung in Ungarn fortgesetzt wird. – Ich habe Angst.